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Wie auch immer. Geh´n Sie auseinander, es gibt hier nichts zu sehen. Man kann es wirklich kaum in Worte fassen, dieses Meer aus Armen und Händen, diese Euphorie und diese totale Hingabe von beiden Seiten. 200.000 Hände im Takt und 200.000 Arme die hin und hergehen und aus 100.000 Kehlen kommt ein Sturm an Begeisterung und Dankbarkeit. Das Echo, das teilweise über den Platz flog, holte sich selber ein und trug zu einer Stimmung bei, die eigentlich nur als eine Art Trance oder Rock´n Roll Glückseeligkeit oder irgendetwas schwer definierbares in dieser Richtung bezeichnet werden kann. „Massenpsychose“ unkt der eine, „Massenerweckung“ sage ich. Wäre ich Stephan, würde ich vielleicht in die Guru-Branche wechseln, eine Sekte gründen und mich anbeten lassen. Tatsache ist, dass es nicht einfach ist, mit dieser Masse an heranbrausender Energie umzugehen und ich könnte mir vorstellen, dass man viele Dinge, gerade als Künstler in diesem Fall gar nicht richtig mitbekommt, da man über die Dauer des Konzertes auf einer solch enorm hohen Adrenalinwelle dahinrauscht, dass das Gehirn fast platzt vor Dopamin- und Endorphinausschüttung. Es gab bei den nach hinten versetzten Leinwänden (3 große Leinwände links und 3 große Leinwände rechts im Publikum in hundert Metern Abstand nach hinten platziert) einige Delay-Schwierigkeiten, die auch am zweiten Tag nicht abzustellen waren, so dass Bild und Ton nicht ganz lippensynchron waren. Das Bild hinkte dem Ton um eine bis zwei volle Sekunden hinterher. Nicht wirklich schlimm, aber eben auch nicht perfekt. Verspielt hat man sich auch einige male, aber all das ist nicht wirklich wichtig und verblasst zu einem Nichts im Hinblick auf den Gesamteindruck, den dieses Konzert bei allen, die da waren, hinterlassen hat.
Man hat mir im Zuge meiner Berichterstattung schon mehrfach „chronisch positive Betrachtung“ vorgeworfen. Damit das nicht wieder vorkommt, werde ich jetzt aufzählen, was ich scheiße fand.
- Es waren einige asoziale Testosteronglatzen unterwegs, die einfach nur vollkommen mongoloid die Leute aus dem Weg gepogt haben, ohne auch nur einmal beim Tanzen Spaß zu haben. Aggressive, bis unter die Kopfhaut zugeschnuppte , aufgepumpte Michelinmännchen. Bitte einfach wegmachen, dieses Gesocks, das nervt.
- Unsere Merchandisemitarbeiterin Mina, marrokanisch/spanischer Abstammung, ist als „Kanakenschlampe“ beschimpft worden und hat sich eine Ohrfeige von einem „Onkelzfan“ eingefangen. Für mich das Allerletzte. Erschießen das Arschloch.
- Einige Security Mitarbeiter von Fremdfirmen entsprachen leider ebenfalls dem oben angesprochenen Klischee und bedienten dies auch noch nach Kräften. Hier hätte viel stärker gesiebt werden müssen, was aber sicherlich im Zuge dieser monströs großen Planung nicht möglich gewesen ist. Da es das letzte Konzert war, brauche ich nicht zu sagen, dass man das beim nächsten Mal besser machen müsste, aber auch das hat genervt.
- Die VIP-Tribüne war für mich nicht zu betreten, ohne dass alle zwei Meter jemand an mir herumgezupft hat, entweder um sich über irgend ein lächerliches Problemchen zu beschweren („die am Check-In Schalter wussten nicht in welchem Hotel ich wohne, das habt Ihr ja echt scheiße organisiert“) oder um mich zuzutexten: „Hier Eddy, llhalaönaaga geil bei Euch aöskdhfllnan nee, escht suppa, alhjlöjalöla“ und mir voll ins Ohr gespuckt dabei und mich fest gehalten, auf so was stehe ich gar nicht. In beiden Fällen war ich zu gestresst, um zuzuhören und habe fluchtartig das Weite gesucht.
- Der Graben war so tief, dass man nicht gut fotografieren konnte...
Das war´s dann aber auch schon. Mehr habe ich nicht zu meckern. Ich will nicht auf die einzelnen Ansagen von Stephan eingehen, auch weil ich die meisten vergessen habe. Stephan hat ja selbst einen kleinen Text für Euch in die News gestellt und seine Gefühle noch einmal in Worte gefasst. Besser kann ich es sowieso nicht sagen, weil jede Sicht auf dieses Ereignis subjektiv ist und ich glaube, dass die Betrachtung der Musiker viel wichtiger ist als meine eigene. Ich lasse das jetzt so stehen und wiederhole mich noch einmal, wenn ich sage, dass es das Größte war, was in diesem Land an Rock´n Roll jemals zu sehen war, fucking history, aber ohne Scheiß. Vielleicht kommt der Tag, an dem man all das noch einmal aufschreiben und Euch zugänglich machen muss, aber bis dahin wird noch eine Menge BOB Eure Fankehlen hinunter geflossen sein. Für den Moment bin ich so was von raus...
Gruss und Danke an die vielen Leute, die ich kennen lernen durfte. Ihr seid – ahja ziemlich geil auf alle Fälle...
Ed
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