17.06.2005 Eurospeedway Lausitz, Eurospeedway Lausitz Armageddon über der Lausitz. Heute habe ich das größte Rock´n Roll Erlebnis meines Lebens mit ansehen dürfen. „Unverpassbar“ ist die neue flugs erfundene Vokabel. Was so viel bedeutet, wie „das kann und darf nicht verpasst werden“. Der Machine Head Sänger Robert Flynn bringt´s am Ende seines Sets auf den Punkt, als er den Onkelzfans zuprostet und sagt: „This is fucking history! Are you aware that this is history? Look at this!“ Dieses Wochenende wird laut der Meinung diverser anwesender Musikexperten in die ungeschriebene Geschichte des Rock´n Rolls eingehen, als das fetteste Konzert einer deutschen Band, jemals. Es tut mir leid, wenn ich mich hier wiederhole oder jeden nur denkbaren Superlativ auf das Äußerste strapaziere, aber was soll ich sonst sagen? Gegen das, was die Onkelz hier abziehen, kann einfach keine andere Band anstinken. Vergiss es. Wer denn? Das war wirklich Geschichte und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte. Soviel vorweg, nun der Reihe nach. Die versprochene Sonne blieb aus. Schon gegen Mittag zog sich der Himmel zu und starke Windböen machten den 50-80.000 zeltenden Nomaden zu schaffen. Autobahn? Keine Chance, dicht bis Cottbus im Norden und Dresden im Süden. Die Bullen im Dauereinsatz, Krankenwagen mit Blaulicht und im Infield lassen die Speedfreaks langsam ihre Dragster und Muscle Cars heiß laufen. Kaum zu glauben, wie laut diese Dragster sind. Die Luft dröhnt und der Sound wird von der schon fett gefüllten Haupttribüne mehrfach zurück geworfen. Dort herrscht Hochstimmung und die Racer werden begeistert abgefeiert. Die mobile Zeitnahme steht und Peter Ritscher, der Onkelz Dragster Pilot hat die ganze Szene mobilisiert, um hier eine wirklich beeindruckende Show abzuziehen. Zunächst hatten sich ja nicht allzu viele Interessenten zu unserem Fanrennen angemeldet, aber als dann klar wurde, dass man so noch eine Chance haben würde, das Konzert zu sehen, war das Starterfeld schnell mit 128 Teilnehmern gefüllt. Und was für geniale Kreationen dort auf die Piste rollten. Ein Onkelz-Trabbi mit einer „28“ auf den Türen und satten 250 PS, eine gelbe Renn-Ente, ein Golf mit Flügeltüren, eine Cobra, ein uralter 50er Jahre Käfer mit zwei Hippie-Piloten aus Essen, Mustangs und Corvettes, Pick-ups und Mantas und eine ganze Reihe von professionellen Dragstern und Topfuelern. Erst wurden die Karren paarweise an die Startlinie gebeten, um dann zunächst einen dezenten Burnout hinzulegen und gleich danach wurde die Quarter-Mile geballert. 8,7 Sekunden und 230 Sachen für den Onkelzdragster von Peter Ritscher ist definitiv rekordverdächtig. Ich selber bin wegen wichtiger Termine nicht bis zum Ende geblieben, aber werde mir morgen auf alle Fälle das Finale anschauen. Zwischen Dragsterrennen und Vip-Check-in, wo es Gäste abzuholen galt, musste ich noch kurz zum Fussi-Turnier und schauen, wie Bremen und Hessen spielen würden. Hessen hat gleich mal die Saarländer mit einem deutlichen 3:0 geplättet und später noch mit einem 7:0 gegen eine leicht desolate Schleswig-Holsteiner Auswahl überzeugt. Bremen habe ich leider nicht mehr mitbekommen. Der Platz in Klettwitz liegt nett in einem kleinen Waldstück versteckt, ungefähr 3km vom Ring entfernt und 250-300 Fans haben tatsächlich den Weg dorthin gefunden und ihr Bundesland onkelzmäßig nach vorne gepeitscht. Ralf Werner, der Onkelzfanclubleiter hatte bereits lange im Vorfeld geplant und von den Onkelz ein Budget erhalten, von dem er Onkeltrikots für jedes Bundesland entwerfen und herstellen ließ. Viel Mühe hatte er sich gemacht und die wurde hier durch großen Einsatz und den Spielspaß der Kicker und ihrer Fans belohnt. Dumme Sprüche und lustige Kommentare gab´s jedenfalls massenhaft. Das Wetter hätte besser sein können. Mal sehen, was der nächste Tag bringt und ob Hessen sich noch weiter nach vorne kämpfen kann. Die Extrawürste, die dann immer noch für den ein oder anderen Gast gebraten werden müssen, haben mich später leider in Zeitverzug gebracht, so dass ich Motörhead verpasst habe und „Ace of Spades“ vom Auto aus hören musste. Die Band hatte einen Tag zuvor ihr 30jähriges Bühnenjubiläum, das sie mit ein paar tausend Fans im Hammersmith Odeon in London gefeiert hat. Was vielleicht auch erklärt, dass der Herr dann hier beim Interview ein wenig wortkarg erschien. Da sieht man mal, was man einem Körper so antun kann, ohne dass er zusammenbricht. Wer „white line fever“ gelesen hat, weiß wovon ich rede. „Fahrzeugschein, Führerschein bitte“ – „Was? Nicht dabei, na dann können Sie gleich aussteigen und das Auto hier stehen lassen.“ Und das in Senftenberg am Bahnhof. Die Polizei hier am Lausitzring ist nicht nur freundlich und zuvorkommend, sondern auch hilfsbereit. Mit ein wenig nettem Geplauder, ein paar Annekdoten aus dem Onkelzalltag und zehn Euro war auch diese Hürde überwunden. Weiteste Anreise eines Fans: Da hätten wir einmal Massachusetts an der Ostküste. Ein 54jähriger Ami, der tatsächlich nur für das Konzert rüber gekommen ist, auf dass er sich schon seit 5 Monaten freut, wie ein Kleinkind. Eine andere Dame ist doch glatt aus Chicago eingeschwebt und weiterhin hätte wir da noch Kanada und Costa Rica zu bieten. Und alle sind sich einig: „Fucking unbelievable“ (Nachtrag. Einer kam extra aus Argentinien) Ein Wort zu den Fans. Selten habe ich so etwas gesehen. Ich fahre mit meinem Chef auf dem Quad durch die Mengen und Leute machen Platz, gehen höflich beiseite. Die Camping- und Parkplätze sind mit rot/weißem Flatterband abgeflattert. Kleine Holzkeile halten das Band 10cm über dem Boden und markieren Zufahrtswege für Feuerwehr oder Krankenwagen. Da laufen doch glatt tausende von Fans durch die Gegend, besoffen, schwankend, Bier, Merchandise oder Fastfood balancierend und nicht einer stolpert oder zerreißt das Band. Alle stoppen, schauen auf das Flatterband und steigen vorsichtig darüber hinweg. Wo man hinhört, ob bei der Feuerwehr, den Bullen, dem Personal am Lausitzring, dem Management des Eurospeedway, alle loben die Fans und die Stimmung und sprechen von den Onkelz und ihrer Armee von Wahnsinnigen nur in den höchsten Tönen. Das ist doppelt geil, weil die kleinen Kleckerblätter nix anderes zu vermelden haben, als: „Es gab 3 Festnahmen“ oder „es wurde jemand mit 4 gefälschten Tickets erwischt!“ Lächerlich. Von daher war es wieder einmal die richtige Entscheidung, einfach alle Presseanfragen zu ignorieren und hier eine kleine Party im privaten Rahmen abzufeiern.
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Böhse Onkelz - Leere Worte - MyVideo

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