31.08.2004 Wiener Neustadt, Arena Nova Intro (12.35 Uhr, irgendwo auf der Autobahn zwischen Salzburg und Wien im Audi A6, Tempo 150) Regen, Regen, Regen... Alles zwischen Salzburg (wo Eddy und ich gestern genächtigt haben) und Wien ist eine einzige Suppe und es sieht aus, als ob die heimische Fauna komplett in der Waagerechten rechts und links am Strassenrand versammelt liegt. Gut, dass ich kein Freund von esoterischen Weltuntergangs- und „Ich sehe ein Zeichen in allem und jedem“-Phantasien bin, denn das wären dann wohl echt fiese Vorzeichen für den Gig heute Abend. Wusstet ihr überhaupt, dass sich das Gegenstück zum im imperialistisch verhetzten Deutschland „to go“ heissenden Konzept in Salzburg „Gassenverkauf“ nennt? Klingt irgendwie sympathisch. Wasser auf die Mühlen aller Sprach-Puristen. Aber nicht dass jetzt wieder was aufkommt: Nein, wir erhöhen den deutschen Volksgeist nicht und ich will jetzt keine Feuilletons-Diskussion lostreten. Ich fand es halt nur irgendwie nett... Aber ist ja auch wurscht. Die Onkelz sind übrigens gestern noch in ihrem Hotel im Badischen geblieben und kommen erst heute nach Austria gegondelt. Mal schaun, was hier geht. Die kleinste Halle der Tour, mal eben 10.000 Mann weniger als vorgestern in Karlsruhe. Aber das ist ja wirklich nicht das Kriterium und schon gar nicht auf dieser Tour. Die Österreicher werden sich sicherlich auf adäquate Art und Weise von „ihren“ Onkelz verabschieden wollen, genau wie die Kreuther und die Karlsruher dies bereits getan haben. Lassen wir uns mal überraschen... Wir hören hier übrigens im Auto zum bestimmt zwanzigsten Mal die neue „Wonderfools“ - heute ist ein Shirt fällig. Aber wie geil wir die Jungs finden, solltet ihr ja mittlerweile mitbekommen haben. Eben an der Tankstelle schon die ersten Massen an Onkelz-Fans aus der Heimat gesehen, die der Band regelrecht nachreisen. Ich bin ja mal auf die erste Reihe nachher gespannt... Okay, das war ein kleines Zwischenspiel, mehr dann wie gewohnt nach dem Gig. Obwohl man den Bericht ja fast jetzt schon schreiben könnte, wird ja sowieso wieder geil... Interlude (ab 18.10 Uhr, Arena Nova, Wiener Neustadt, Produktionsbüro) Eingepfercht zwischen Industriegebiet und Flugplatz liegt die Arena Nova und versprüht einen Zweckbautencharme, der eigentlich wenig zum Verweilen einlädt. Aber wenn die Onkelz hier raus kommen, gibt es natürlich kein Halten mehr. Schon bei unserer Ankunft gegen 16 Uhr ist der Hallenvorplatz mehr als ordentlich gefüllt, überall dröhnen Onkelz-Fetzen aus sämtlichen Dekaden ihres Schaffens aus den Autos, Bussen und Bullys. Wenn man nach den Nummernschildern geht, war das Publikum heute bunt gemischt und aus allen Teilen Deutschlands und Österreichs angereist. Punks, Skins, Gothics, Dimmu Borgir-mäßig gestilte Mädels und bombenvolle Gelegenheits-Rocker. Signifikant hoch ist hier nebenbei die Dichte an allen Arten von Bootleg-Produkten, wenn man hier einen Onkelz-Store aufmachen würde, könnte man sich bestimmt ruck-zuck ordentlich gesund stoßen. Es ist jetzt übrigens kurz nach 6 und der Einlass rund eine halbe Stunde her. Die Halle ist schon gerammelt voll. Ich sitze im Büro der Technischen Leitung (die übrigens Jürgen Lochbrunner dieses Jahr personifiziert) und höre schon das „Wir wolln die Onkelz sehn“. Durch mehrere Wände und ein Interieur, das dem Stasiknast in Hohenschönhausen zur Ehre gereicht hätte. Das kann ja heiter werden! Die Onkelz sind noch im Bus auf der Autobahn und es herrscht Stau, das wird ´ne ganz enge Kiste... (23.30 Uhr, Arena Nova, Wiener Neustadt) Pfiati Gott, Wiener Neustadt. Dess woars oisso, nie mehr Österreich für die Onkelz, nie mehr Onkelz für die Österreicher. Um was es hier ging und noch 21 Mal gehen wird, lässt sich am treffendsten an einer kleinen Anekdote zeigen, die sich so oder so ähnlich bestimmt schon mehrfach abgespielt haben wird. Kurz vor Ende der Wonderfools – der Einlass wurde gerade abgeschlossen – schlenderte ich ein bisschen vor der Halle rum und wurde Zeuge von folgendem: Ein Päärchen befindet sich noch im Einlassbereich, beide mit bereits entwerteten Karten. Sie verliert aus irgendeinem Grund die Nerven, beschimpft ihren Freund und rennt durch die Schleusen nach draussen. Ihr Freund will hinterher, wird aber im letzten Moment von den Securitys darauf aufmerksam gemacht, dass er – wenn er abhaut – nicht mehr rein kommt. Seine Freundin derweil schon weit in die Wiener Neustadter Nacht enteilt und schon beinahe ausser Sichtweite. Man sieht es ih ihm arbeiten... Onkelz vs. Freundin... Er rotiert, er hyperventiliert, er wird nervös, er wägt alle Konsequenzen ab... Rein oder raus, kurze Befriedigung oder die ewige Liebe? Und entscheidet sich für wen? Für die ewige Liebe – die Onkelz! Los geht´s mit dem obligatorischen Vorband-Feiern: Die Wonderfools hatten heute mit kleinen technischen Problemen (Rückkopplungen) zu kämpfen, aber das dürfte eigentlich keinem aufgefallen sein, oder? Einer der schwächeren Gigs der Jungs, aber sie konnten mal wieder einen ordentlichen Teil von Euch zum Rocken bringen. Ein Dank an alle Wiener Neustädter (oder Neustadtler? Neustadter?), die den Jungs zugehört und eine faire Chance gegeben haben. Niemand verlangt, dass die Vorband bis zum Erbrechen abgefeiert wird und „Wir wollen die Onkelz sehn“ gehört dazu. Cool, dass mittlerweile der Supportact als Einheizer und nicht als Ärgerniss und Zeitverzögerung verstanden wird. Inzwischen ist übrigens die halbe Crew mit Shirts ausgerüstet, weil jeder die Jungs so Rock´n´Roll findet! Die Onkelz kommen tatsächlich verspätet an und der anvisierte frühe Showbeginn um 20.30 Uhr kann leider nicht realisiert werden. Aber egal, gekürzt wird nicht, trotzdem volle Kanne! Die Setlist kennt ihr ja schon, aber es wird auch nicht langweilig, oder? Und ich habe mich vorhin im Auto tatsächlich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, die Wiener sind heute abgegangen – jeden Song abgefeiert, jede Pyro-Einlage mit einem andächtigen „aaaaah“ und „ooooh“ gewürdigt – fast wie Sylvester. Wenn man sich die leicht schläfrigen Salzburger gestern und heute morgen im Hotel angeschaut hatte, musste man damit wirklich nicht rechnen. Kevin hat heute seine bisher beste Leistung der Tour abgeliefert, gut gelaunt, kräftig bei Stimme und ständig in der Interaktion mit dem Publikum. Ihr habt alles abgefeiert, als wäre jeder Song die Offenbarung persönlich. Stephan hätte heute vermutlich auch „Das Lied der Schlümpfe“ anstimmen können und alle wären durchgedreht. „Sagt mal wo kommt ihr denn her...“ Wie gesagt, das war der Hammer heute. Tschüss Wiener Neustadt, ihr habt Österreich heute stellvertretend alle Ehre gemacht! Die Crew baut jetzt gerade ab, packt ein und macht sich heute Nacht noch auf den Weg nach München! Was die abliefern, ist echt der Wahnsinn... Ach ja, bevor ich es vergesse: Morgen heisst es zeitig da sein, denn es gibt noch eine kleine Überraschung, die euch noch vor den Wunderdeppen die Aufwartung machen wird. Ganz schön lang geworden, diesmal... Gute Nacht, Leute – Leute, gute Nacht! Till

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