28.09.2004 Riesa, ErdHeimspiel vorbei, jetzt geht es in die letzte Tourwoche. Thomas Hess leitet das Feld im Gelben Trikot des Produktionsführenden auf die letzten Etappen mit Zwischenstops in Osten und Westen in Richtung Ziel – Hamburg im hohen Norden. Edmund schwächelt heute ein bisschen, denn ihn hat es schwer umgehauen. Erkältung, Grippe oder Influenza, vielleicht auch Malaria. Sieht auf jeden Fall übel aus, hoffentlich kommt er in Bälde wieder auf die Beine. Deshalb werde ich euch heute nochmal beehren. Aber ich sag es euch gleich: Das ist auch alles eine Frage des Biorhythmus. Und der ist natürlich jetzt total versaut, erwartet also heute bitte keine Wunderdinge von mir. Aber ich werde selbstverständlich mein Bestes geben! Nichtsdestotrotz hat er sich für euch in den Graben geschleppt, eine Viren-Spur hinter sich her ziehend, und hat einmal mehr ein paar Pullitzer-Preis verdächtige Schnappschüsse getätigt. Also auffi geht´s! Den Montag hatten wir frei in Frankfurt, also geht es erst heute um halb 11 los. Mit an Board bei uns im bewährten A6 Chef-Merchandiser Peter und Micha Mainx, die ebenfalls den freien Tag daheim genutzt haben. Auf der Fahrt sinnieren wir über verschrobene Zahlenmystik, darüber, dass hier in der Gegend unverhältnismäßig viele Orte auf –itz enden und checken die neue „Rhapsody“ an, die mir Thomas Kupfer vom RockHard netterweise nach Frankfurt mitgebracht hat. Ich fand sie gut, die anderen scheisse! Eigenartig... Am Rasthof „Rabensteiner Forst“ fahren wir ab und befinden uns an der Ausfahrt geradewegs in eine Horrorfilm-Kulisse versetzt, wie sie so überall in Deutschland stehen könnten. Dunkler Anfahrtsweg, ein kleines Rasthäuschen am Wald und ein überdimensionierter Holzadler sitzt vor der Tür. Toll... Wir malen uns die wildesten Schock-Phantasien aus. Hausen hier militante Kettensägentrolle? Mutierte, schlecht gelaunte überdimensionierte Waldwesen mit riesigen Klauen und spitzen Zähnen? Inzestgeschädigte Überbleibsel einer uralten Adels-Dynastie, die im Waldexil seit 8 Generationen nur noch innerhalb ihrer körperlich und psychisch degenerierten Brut Nachwuchs zeugt? Die sind vermutlich ganz schön scharf auf frisches Städterblut, das könnt ihr mir glauben. Wir diskutieren also kurz darüber, wie der klassische Ablauf in dieser Situation ist. Wen erwischt es für gewöhnlich zuerst? Wer wird – wenn überhaupt – gerettet? Wer bekommt die traumatisierte Nebendarstellerin? Ich lehne mich entspannt zurück, denn den sympathischen, pfiffigen Übergewichtigen erwischt es meistens erst kurz vor Schluss. Obwohl... Wir haben keine hysterischen Weiber und auch keine Dunkelhäutigen dabei. Die stehen auf der Segelstreich-Liste ja bekanntlich sehr viel weiter vorne als... Ach, egal! Ist ja nochmal gut gegangen! Kurzer Snack und weiter gen Osten gestrebt! Oans, zwoa, gsuffa! An der Halle angekommen, laden wir erstmal Micha und Peter aus, die wirklich arbeiten müssen. Wir checken im Hotel ein, ruhen ein wenig und kommen wie gewohnt pünktlich zum Abendessen. Ein herrlicher Kartoffelsalat mit traumhaftem Dressing, dazu ein kleiner Caramel-Nachtisch. Ein Hoch auf die Küche! Derweil läuft der Einlass und Micha berichtet mir, dass er eine interessante Beobachtung gemacht hätte. Direkt nach dem Reinkommen flitzen die ersten los in Richtung Bühne, sind aber dermaßen elektrisiert von der Möglichkeit, in Schwitzweite von Gonzo, Stephan und Kevin zu stehen, dass sie in Scharen an den schräg zur Bühne verlaufenden Kabelabdeckungen abschmieren und im Sinkflug auf den Hallenboden dotzen. Leute, passt bitte besser auf, nicht dass da noch was schief geht, so kurz vor Schluss. Wie haben wir es in der Schule gelernt? Lieber langsam, aber dafür richtig! Dazu passt allerdings auch meine Studie aus Mannheim. Die Erste-Reihe-Wütigen stürmen wie besessen los, vergessen aber das Bremsen und knallen voll auf die ersten Gitter. Wenn die erste Reihe voll ist, kommt die zweite und das gleiche Spiel wiederholt sich. Und so weiter und so weiter... Ein interessantes Phänomen – der Onkelz-Fan kennt keinen Schmerz! Im Verlaufe unseres Erfahrungsaustauschs gesellt sich dann später Gerd Gruß dazu, der auch dieses Jahr mal wieder für den sauberen Publikumssound verantwortlich zeichnet und berichtet vom morgendlichen Aufbauweltrekord! In 45 Minuten stand der gesamte FOH-Bereich. Reife Leistung! Für alle nicht-Eingeweihten: FOH steht für Front Of House, was nicht weniger bedeutet als dass, das dort der Sound abgemischt wird, der dann bei euch am Ende in der bewährten Art und Weise raus kommt. Jetzt so langsam sind die Jungs also eingespielt... Ich glaube, dass ich im Namen der Meisten unter euch sprechen kann, wenn ich dem Team um Gerd heute mal ein Extra-Lob ausspreche. Der Sound ist in diesem Jahr einmal mehr auch unter schweren Hallenbedingungen (die Festhalle ist immer ein guter Indikator) überdurchschnittlich sauber und klar. Ein nicht hoch genug einzuschätzender Faktor bei einem Rockkonzert in diesen Dimensionen! Und da sind wir auch schon mitten drin in der Materie. Rockkonzert! Riesa! 28.09.! Onkelz! Heute! Jetzt geht´s lohoos... Bevor die `Fools loslegen, muss Bandbetreuer Axel die Kohlen aus dem Feuer holen und per Ansage ausplaudern, dass alle vorhandenen Loki im Arsch (Hahaha...) sind und man(n) herzlich eingeladen ist, sich in die Büsche rund um die Halle zu erleichtern. Auch das ist Rock´n´Roll! Die Wonderfools sind sich einig, dass sie die Donnerstag-Show in Erfurt mitschneiden lassen wollen, weil sie der Meinung sind, dass die Stimmung bei den bisherigen Ost-Gigs am besten war. Dass diese Einschätzung durchaus Hand und Fuß hat, macht sich auch heute wieder bemerkbar, denn die Buben kommen auch heute wieder zufrieden von der Bühne. Mal schaun, wie das wird übermorgen. Stephan hat mir heute eiskalt vorgeworfen, dass ich während der Gigs immer in meinem Büro säße und so gar nicht angemessen beurteilen könne, wie so die Stimmung in den einzelnen Hallen wäre. Das ist natürlich glatt an der Wahrheit vorbei und deshalb sage ich jetzt einfach mal, dass die Stimmung heute verdammt geil war, setze sie aber nicht in Relation zu der in einer anderen Stadt. Damit bin ich sowas von fein raus, überhaupt keine Angriffsfläche geboten! Aber Spaß beiseite, heute war mal wieder ein aussergewöhnlich geiles Konzert von beiden Seiten. Und das nach den ekstatischen Frankfurt-Gigs. Wer die Bundesliga aufmerksam verfolgt weiss, dass nach besonders begeisternden Spielen meistens Motivationslöcher folgen,, wenn es gegen vermeintlich Kleinere geht. Kann man gar nichts gegen machen, bestes Beispiel Bayer Leverkusen (Heute wieder 2:4 verloren!). Aber nicht bei den Onkelz! Ihr erzeugt ein Meer von Armen bei „Finde die Wahrheit“, „Oooohoooooohoooooo“ bei „Terpentin“ und Gänsehaut bei Balladen und Halbballaden. Stephan rockt sich die Seele aus dem Leib, schwitzt, als wäre er mit 43°C Fieber auf die Bühne gegangen und brilliert wieder als Prof. Weidner bei der Liederkunde. „Stroboblick“ und „Benzin am Morgen“! Comprende? Backliner Marco muss schon nach 4 Songs antreten zum Schweissaufwischen und schon am Ende des regulären Sets wird das Shirt gewechselt. Es war aber auch krass, ich wäre beinahe im Sitzen schon umgegangen. So heiss und stickig war es. Einmal mehr Hochachtung vor den Onkelz und euch. Die Schlussansage fällt heute noch länger aus als in Berlin (oder täusch ich mich?), ständig wird Stephan von den Riesaern (?) (Riesanern? Riesas? Auf jeden Fall: Einwohner von Riesa!) unterbrochen, die Band wird abgefeiert, als gebe es kein Morgen und schließlich bekommen auch Katja und Nadine, die sich um das Band-Wohl kümmern ihre verdienten Sekunden Rampenlicht! Apropos Katja! Sie feiert heute (29.) genauso Geburtstag wie Stephan Weiler. Die Onkelz singen gerade ein Ständchen für die Geburtstagskinder und ich denke, dass das jetzt noch angemessen begossen wird, bevor die Band nach Leipzig Ins Hotel aufbricht. Hier geht es gerade backstage zu wie im Taubenschlag, was für eine Aufregung! Das ist mir alles zu wild, ich muss hier weg! Übermorgen geht´s dann weiter, hoffentlich mit einem fitten Eddy. Bon soir, Francois! Till gas Arena

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