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28.08.2004 Kreuth, Ostbayernhalle
So, da isser also angebrochen, der Anfang vom Ende. Und? War doch gar nicht so schlimm, oder? Kommt Leute, seid ehrlich zu euch selbst: Es war verdammt schlimm. Wir wollen hier zwar keine Wehmut aufkommen lassen, sondern die letzte Tour abfeiern, bis zum Gehtnichtmehr, aber es ist schon krass, wenn man den ganzen Tag denkt „Scheisse, das letzte Mal Onkelz in Kreuth“ oder „Au weia, morgen gehts zum letzten Mal nach Karlsruhe“ und so weiter. Aber die Onkelz wären nicht die Onkelz, wenn sie irgendwie auf die Tränendrüse gedrückt oder das Ganze als Abschiedsschmonzette inszeniert hätten. Stephan hat ganz Recht, wenn er sagt „Wir sind heute hier zum Feiern, traurig sein können wir auch noch später!“ Nun denn...
Ihr wurdet ja schon gestern von Eddy, dem Rock-Remarque, vor dem ersten Gig mit dem komfortablen Königswissen ausgestattet, dass bei der diesjährigen Lese- und Rezitationsrundreise der personifizierten Authentizität die pure Gigantonomie herrscht - bei den Onkelz nichts Neues. Aber wenn man sieht, was passiert, wenn die nackten Zahlen in ein organisches Gewand gehüllt werden, fallen einem immer wieder aufs Neue die Lauschlappen ab und der Unterkiefer bis jenseits der Gürtellinie. Was 250.000 Watt in tatsächlicher gemessener und gefühlter Lautstärke bedeutet, wird zumindest den ersten Reihen klar geworden sein. Und Leute? Ist die neue Bühne und die zugehörige Show geil oder was? Zehn 40-Tonner transportieren unter anderem dieses Schätzchen. Ist das eine neue Dimension oder was? Bitte einmal andächtig nicken! Danke!
Kreuth hat also gerockt. Es war zwar das letzte Mal, aber.. Ach, lassen wir das! Die Onkelz hatten Donnerstag ihre Generalprobe und deshalb Freitag – ihr ahnt es – frei. Glücklicherweise hat es Donnerstag nicht gedonnert, denn das Sams hätte heute wirklich niemand hier im Produktionsbüro gebrauchen können. Thomas Hess und seine Crew sind zwar schon knapp zwei Wochen hier und das Team schon entsprechend eingespielt, aber der Ernstfall ist schon eine andere Geschichte. Schluss mit lustig, die Onkelz kommen. Aber vorher kommen heute und noch weitere 23 Male die Wonderfools, die an dieser Stelle ja schon zu Genüge abgefeiert wurden. Dass das übrigens kein Mitleid, sondern berechtigte und aufrechte Hochachtung ist, werdet ihr heute ebenfalls mitbekommen haben. Die Jungs haben gerockt und waren mit euch, sich und der Welt zufrieden. So darf es weiter gehen, ich bin sicher, das wird sogar noch besser (wer 18 Euro über hat, sollte die 5 mit einem T-Shirt- oder CD-Kauf entlohnen – sie könnens gebrauchen).
Ich hab nicht mehr im Kopf, ob der Edmund das gestern schon geschrieben hat, aber die ersten von euch waren ja echt schon Donnerstag angereist und standen auf dem Parkplatz mit Grill, Zelt und Anlage. Sehr schön... Großer Rock´n´Roll, sehr geil. Heute ging es dann also richtig rund. 16.30 Uhr Einlass und schon um 2 war der ganze Vorplatz einschliesslich Parkplätze gerammelt voll, Gesinge allenthalben und gute Laune. Doors open und direkt gings los. Gerenne in Reihe eins, die üblichen Verdächtigen. Kennt man ja schon irgendwoher... Komischerweise versuchte heute mal wieder ein besonders cleverer Zeitgenosse in vollem Landser-Ornat in die Halle zu kommen. Seid ihr eigentlich nur doof? Naja, offensichtlich...
Wie ja jeder weiss, sind die Onkelz-Fans die enthusiastischsten „South of heaven“ (um mal mit Slayer zu sprechen) und viele werden sich vermutlich wieder 2-10 Shows anschauen, aber für die meisten, die heute in der Halle waren, wird es wohl zumindest für dieses Jahr das letzte Onkelz-Konzert gewesen sein. Und um der Band einen würdigen Abschied aus der Oberpfalz zu bescheren, ist jeder aber auch wirklich jeder bis zum Anschlag steil gegangen.
Buntgemischte Setlist mit alten und neuen Klassiker – oder Songs, die auf einem guten Wege dazu sind. Alles andere, als eine audio-visuelle Vollbedienung auf state-of-the-art-Niveau wäre für die letzte Tour nicht angemessen gewesen und so haben sich unsere Haus- und Hof-Graphiker von den Gestalten zusammen mit der Band eine verdammt feiste Umsetzung einfallen lassen.
Wir wollen uns ja nichts vormachen und jetzt die Setlist wie die Kronjuwelen unter Verschluss halten, also hier schonmal ein paar Highlights aus meiner Sicht, ausgewählt aus dem Repertoire der „haddemerletzdesmalnichdabei“-Songs: „Feuer“, „Onkelz vs. Jesus“, „Buch der Erinnerung“, das Intro und natürlich die, die immer geil sind. Kevin hat heute wieder bombig gearbeitet, nachdem er von den Proben gezeichnet am Donnerstag ein bisschen mit angezogener Handbremse unterwegs war. Gonzo wieder mit Anheizerqualitäten und gewohnt souverän auf hohem Niveau, Stephan mit Gute-Laune-Ansagen und Pe wird besser und besser. Wie schon beschrieben: Die „Crowd“ war mal wieder der Wahnsinn. Wenn das jetzt noch 23 Mal so geht, dann Hut ab. Das wird nur legendär...
Sehr emotional, aber irgendwie dann doch ne positive Kiste. Nach dem Ende paralisierte und heulende Onkelzfans, aber das muss wohl so sein. Wie gesagt – ein letztes Mal in Kreuth...
Aber damit genug für heute!
Till
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