Soso, in Bremen gibt´s also „wieder voll auf die Augen“? Nun denn, dann soll es wohl so sein. Dann fange ich mal an, das auszubaden, was mir mein Partner eingebrockt hat und setze da an, wo er gestern aufgehört hat. Eigentlich wollte ich mich ja heute mal zurück nehmen, aber da ich Versäumtes aufholen muss und das Konzert eh wieder genauso geil wie sonst auch wird, gibts halt wieder allerhand Nebensächliches! Wir sind tatsächlich noch gestern Nacht ganz entspannt von Münster nach Bremen geblasen, locker durchgedüst und zwischen 1 und 2 eine komplette Stunde „Domian“ gehört. Ihr wisst, die Sendung, wo jede Nacht Probleme durchgeplaudert werden, über die man auch mit der besten Freundin nicht so offen reden möchte. Dafür aber mit dem netten Herrn in Radio und TV, wo vermutlich die gesamte Verwandtschaft mithört. Thema gestern: „Sexlüge!“ Mein lieber Herr Gesangsverein, was so alles unter Deutschlands bürgerlichem Biedermann-Deckmäntelchen brodelt. Sodom und Gomorrha nehmen sich gegen diese Leute wie die Muppet Show aus. Eine transsexuelle Domina – früher Bert, heute Birte – mit devoten Phantasien, kaum der Mittelstufe entwachsene Jungs, die ihre Freundinnen mit Lehrergehabe auf Trab halten und zu schlechter Letzt eine bisexuelle Nymphomanin, die sich nicht so recht traut, ihrem Ehegatten die Wahrheit anzuvertrauen, mitmachen lassen würde sie ihn aber auch nicht. Junge, Junge... Wir zwei haben uns jedenfalls gegenseitig mehrfach versichert, dass wir so oder so am Ende immer die Angeschmierten sind. Eddy beschimpfte die Frauen im Radio und ich saß daneben und hab mich krank gelacht. Der Wahnsinn, wie viel ich auf dieser Tour von ihm lerne! Über Musik, übers Fahren und über das Leben als solches! Gut, dass die Sendung so spät kommt. Aber so war der ewige running Kalauer – die Musikfrage - immerhin zeitig ad acta gelegt. Hat auch was für sich... Aber der Lacher der gestrigen Fahrt war die Meldung, dass ein gewisser Yussuf Islam wegen Terrorverdachts von den Amis nach Europa abgeschoben werden soll und sein Linienflug von London nach New York in Maine zwischenlanden musste, um ihn zu verhören und anschliessend in Abschiebehaft zu nehmen. „Yussuf Islam? Und?“ werdet ihr euch fragen. Dieser Yussuf Islam hiess in seinem früheren Leben mal Cat Stevens und hat in seiner aktiven Zeit geschmeidige 40 Millionen Platten verkauft. Wie gefährlich ist Cat Stevens? Vermutlich gefährlicher als Schachgott Bobby Fischer, auf dessen Auslieferung die USA drängen, weil Fischer Anfang der 80er zu Zeiten des kalten Krieges trotz Embargos an einer Veranstaltung teilgenommen hatte. Bobby sitzt seit Wochen in Japan in Haft, konnte seiner Auslieferung an die Staaten aber bisher entgehen. Haltet durch, Bobby und Yussuf, uneingeschränkte Solidarität! Bremen ist übrigens nicht nur eine wunderschöne Stadt, sondern auch – und das steigert ihre Attraktivität fraglos noch um ein Vielfaches – Geburtsort des Onkelz-Biographen Edmund Hartsch. Ein waschechter Hanseat! Mit allen seinen Eigen- und Verschrobenheiten. Jetzt sehe ich klarer! Vorgestern hatten wir schon, das hatte Eddy ja beschrieben, eine kleine Reise durch seine Jugend und Kindheit unternommen, heute sind wir also ganz am Anfang angekommen. Irgendwie grotesk... Wir bewegen uns in der Zeit objektiv beständig vorwärts aber subjektiv konsequent entgegengesetzt. Ihr wisst, was ich meine? Vielleicht verschwindet er mit einem lauten „blubb“ auf einmal, wenn er morgen zu seinem Geburtskrankenhaus fährt und damit am Beginn seines Wirkens ankommt? Oder bewegt sich die Zeit tatsächlich um eine zentrale Achse und man kann sie zurückspulen wie ein altes Tape? Kommt er dann noch älter wieder raus? Und was passiert dann mit mir? Sitze ich auf einmal auf dem Trockenen? Oder verschwindet sein komplettes unmittelbares Umfeld – also auch Auto und ich – mit? Ich habe Angst... Aber gut, ich wollte mich ja heute mit persönlichen Ansichten und Gedanken zurück halten. Also Bremen! Wir haben heute wieder das Vergnügen, im Bandhotel unter gebracht zu sein, was natürlich die eine oder andere zusätzliche Annehmlichkeit mit sich bringt. Das Hotel ist in Wurfweite von der Halle (okay, vielleicht nicht für deutsche Athleten aber für die Osteuropäer bestimmt) und so können wir heute ganz entspannt rüber dotzen, sind noch pünktlich vor dem Abendessen da und haben vorher sogar noch Zeit, ein Weilchen beim BOSC-Bus im Regen zu stehen. Hatte ich erwähnt, dass es heute regnet? Tut´s tatsächlich! Nach gestern zum zweiten Mal während des Einlasses dieses Jahr. Wie schon letztes Jahr bei der Klubtour im Aladin regnet´s Bindfäden, dann wieder schön, dann wieder Sturmflut, dann wieder schön und so weiter... Sauwetter! Aber das ist der Hanseat ja gewohnt, oder? Allerdings sorgt das Wetter dafür, dass die Massen heute wieder wie gestern erst nach und nach ankommen und nicht schon wie sonst alles von 4 an vor den Schleusen klemmt. Hatte ich desweiteren schon erwähnt, dass heute völlig überraschend der bisher höchste Anteil an Faschos vor den Schleusen abgefangen wird? „88“ auf der Wade, „Landser“ quer über den Ranzen gespannt und um das Bild zu vervollständigen noch ein zünftiges „Skrewdriver“ am Arm. „Wir müssen leider draussen bleiben...“ (Edit: Gerade eben kommt die Info von der Quelle, dass es hier heute einfach mehr besoffene Schwachköpfe gab als sonst, aber oben genannte waren trotzdem dabei, ich hab sie gesehen). Gut, dass unsere Jungs von der Security wissen, was sie tun und alles im Griff haben. Absolut unverzichtbar! Alle, die rein kommen geben von Anfang an mächtig Gas und machen die Zwischenfälle schnell wieder vergessen – wie man es vom Bremer seit Jahren gewohnt ist. Gestern hat die komische Halle ja dazu beigetragen... ach nein, wir wollen ja keine Hallen personifizieren. Also gestern wars ja durch die etwas unorthodoxe Hallenaufteilung eher etwas, sagen wir mal, schwierig mit der Stimmung. Die Stadthalle 7 ist zwar auch nicht Gottes Geschenk an alle Rock-Fans, aber es ist okay. Auf jeden Fall arbeitet die Halle hier nicht gegen das Publikum und so ist man sich mal wieder nicht zu schade, volle 30 Stücke abzugehen und sich ins Onkelz-Nirvana zu pogen, zu schreien und zu singen. Und wo wir schon gerade so in Lob-Stimmung sind, verteile ich nochmal ein großes Extra-„Daumen hoch“ an den Kevin, denn was der auf dieser Tour abliefert, ist ganz, ganz großes Tennis. Eine Bühnenpräsenz wie seit Jahren nicht mehr, kaum verpasste Einsätze oder grobe Schnitzer. Das ist der Sänger der Onkelz wie man ihn kennt und liebt! Ach komm, jetzt sind Hopfen und Malz ja doch schon verloren, ich schreibe doch nochmal eine subjektive Einschätzung. Ist euch schon aufgefallen, dass „Die Firma“ Aber wer gedacht hat, dass es damit genug der Lobhudelei ist, der handelt grob fahrlässig! Denn die eigentliche Show ist es, den Damen und Herren vom Merchandise auf die Finger zu schaun. An drei Ständen herrscht rund um die Uhr Vendetta, „5012 in L“, „1012 XL“, „Das Tour-Girlie in M“ oder die „08/15 in S“. Zack, zack, zack... Kohle hin, Shirt zurück und immer eine nette Bemerkung zur Kundschaft und zurück. Ich finde das wahnsinnig spannend, da mal ein bisschen zuzuschauen. Vermutlich hat ja statistisch gesehen jeder schon 1,73 Mal bei den Ständen vorbei geschaut und weiss, wovon ich spreche. Ihr kauft aber auch wie die Bekloppten. Leute, es gibt auch noch ein Morgen... Apropos morgen... Morgen geht´s in die Heimat. Doppel-Show in Frankfurt – jippiiiieeeeeh! Für die Crew bedeutet das ein wenig Entlastung, weil alles nur einmal aufgebaut werden muss und für die Band heisst das: Heimspiel in der „Gudd Stubb“. Das wird wohl eine noch sentimentalere Angelegenheit als sowieso schon. Ich bin jedenfalls gespannt! Das kann ja was geben... Seit Mannheim haben wir nebenbei bemerkt auch mit Unterbrechungen Thomas Kupfer und Götz Kühnemund vom „RockHard“ als embedded journalists dabei, die der Produktion und der Band ein bisschen auf die Finger schaun, um hinterher in angemessenem Rahmen darüber berichten zu können. Nur als kleiner Hinweis... Und noch wer ist mittlerweile embedded. Zwei Jungs, die ich gestern in Münster endlich kennen lernen durfte, haben es tatsächlich auf sich genommen, jedes einzelne Konzert auf dieser Tour mitzunehmen. Karten bestellt, ´nen Bulli gekauft und ab gehts. Jedes Konzert ganz vorne, 24 Mal in vorderster Front und noch immer keinen Koller. Ich habe gehört, dass die zwei nach der Tour mit ihrer Schüssel direkt noch auf Weltreise wollen. Na eure Energie möchte ich haben. Ein weiteres Kapitel im endlosen Epos „Die Onkelz-Fans haben sie nicht al... sind die Geilsten“, meinte ich. Ich hoffe, ihr versteht mich – nur Spaß! So, das war´s für heute. Ab in die Heia, wir sehen uns in Frankfurt! Till

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