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22.09.2004 Münster, Messehalle Mitte
Gestern am Offday nach Dortmund geknallt. Ich fahre mit Till von Magdeburg in Richtung Niedersachsen. Bei Steinhude bekomme ich einen Nostalgieflash und muss kurz über die Dörfer fahren in denen ich groß geworden bin. Armer Till, stundenlang muss er sich meinen sentimentalen Scheiß anhören, „in dem Haus wohnte die Bettina, mein erster Zungenkuss“, „da war früher das Jugendzentrum“, „unter diesem Dach passierten schlimme Dinge“, „dort war ich das erste mal besoffen, Berentzen Apfelkorn, verstehste? Und dort das erste mal gekifft.“
Als wir schließlich in Dortmund in unserem Hotel ankommen, geraten wir zwischen die Merchandiser und somit in einen Kegel-Hinterhalt. Ziemlich feuchte Angelegenheit. Dort gibt es Schnäpse, die so merkwürdige Namen wie „Fußfehler“ oder „Feige Sau“ haben. Wir sind hacke und brauchen eine 1 für den Sieg. In so einer Situation wirft man die Kugel am besten ganz sachte, aber Till bringt natürlich den Überknaller. Die Kugel rollt in Zeitlupentempo bis zu den bescheuerten Kegeln, bleibt kurz stehen und kommt doch glatt wieder zurück. Wow!!
Heute dann Münster Westfalen – sehr gelungene Hallenaufteilung, heute mal im Querformat. Aufgrund einzuhaltender Fluchtwege und limitierter Deckenbelastung darf die Bühne nur an der Längsseite entlang aufgebaut werden. Das macht natürlich reichlich Sinn, wenn 2/3 der Fans ultraweit links oder rechts von der Bühne stehen. Habe noch nie so einen langen Graben gesehen. Zum Weglaufen. Der Sound scheppert, wie es sich für eine Messehalle gehört und erinnert mich an Dresden vor zwei Jahren kroooooonnnnzzzzoooooiiiiiiiinnnngggg – irgendwann muss das aufhören mit diesen Messehallen, wobei ich stets vergesse, dass es sowieso aufhört...
Thomas Hess, Tourmanager und Alphamann der Onkelzcrew muss sich zunächst schon wieder aufregen, dass man hier mit „Mafiamethoden“ arbeite und dass der Merchandisekonzessionator innnerhalb der Halle Extra- Provisionen rausschlagen will. Don´t mess with the Hess. Kurzerhand wird ein „Kompromiss“ gefunden und Thomas sorgt dafür, dass die Hälfte aller Standkosten flugs an den gemeinnützigen Verein Herzenswünsche e.V. bezahlt wird. Das ist eine Organisation, die sich darum bemüht, todkranken Kindern einen großen Wunsch zu erfüllen. Man ist immer wieder erstaunt, wie viele dieser Kinder Onkelzfans sind. Gesagt getan, Andreas Linke, der PR und Medienbeauftragte schaut vorbei und freut sich über die noble Geste. Beim B.O. Management haben wir ja bereits mehrfach mit Organisationen dieser Art zusammen gearbeitet und so ergibt sich nach dem obligatorischen Fototermin noch eine Chance zum Gespräch, in dem Herr Linke und ich unsere Erfahrungen in Sachen „Spenden in Deutschland – schwer gemacht“ austauschen können. Netter Mann, interessantes Gespräch und für die Interessierten unter Euch bitte mal schnell bei www.herzenswuensche.de nachschauen.
Münster mal wieder. Früher war das hier meine Lieblingsstadt, in den Achtzigern. Jedes Wochenende war ich hier und half mit beim Aufbau der deutschen Skateszene. Titus Dittmann verkaufte Skateboardrollen aus der Küche. Heute eine millionenschwere AG mit Franchise Shops in ganz Deutschland und einem Skate/Snowboard Kaufhaus im alten Apollo Kino auf der Königstraße. Die Zeiten ändern sich, alles wird größer und alles wird so lange größer, bis es platzt. Ich erwähnte eingangs die merkwürdige Bühnenplatzierung. Als die Onkelz schließlich verspätet mit dem Bus ankommen und kaum Zeit zum Warmspielen haben, gehen die Wonderfools auch schon wieder in Richtung Garderobe. Nicht, dass es keine Stimmung bei den Norwegern gegeben hätte, aber wenn man nicht gerade in der Hallenmitte stand, hat man einfach nicht viel gesehen. Das war dann bei den Onkelz natürlich nicht anders, aber Onkelzfans singen eben auch im Gang, am Bierstand, auf dem Klo und auf dem Parkplatz sowieso. Für die Security war dieser lange Graben allerdings die reine Hölle. Durch die schlauchartige Aufteilung wurde extrem hart „gedrückt“ und auf diese Länge verteilt, waren die I-H Sicherheitsleute pausenlos im Einsatz. Zieh´ mal so einen 90Kilo Mann aus der Menge, eingkeklemmt zwischen Gitter und Körpern, dann weißt Du, was harte Arbeit ist. Blut gab´s auch und ohnmächtige Mädels reihenweise, aber wer schwitzt ist im Recht und bei den Onkelz gilt das allemal. Leute, ich muss mich heute abend leider kurz fassen, Till und ich müssen heute nacht noch nach Bremen ballern. Morgen früh haben wir einen Termin und müssen dort noch einiges erledigen. Daher fällt mein Eintrag kürzer aus als gewohnt, in Bremen gibt´s dann wieder voll auf die Augen. Ach ja und denkt dran, Ihr seid keine Messehallen, Ihr seid Menschen (jetzt mal so für die Münsteraner gepostet, falls ich da einem auf die Füße getreten sein sollte mit obiger Kritik) Und falls Ihr mal nach Bocholt kommen solltet, da gibt´s eine Onkelzkneipe von einem Onkelzwahnsinnigen, die heißt „Mexico“ und dort soll das Bier besonders gut schmecken.
Alter mach´s gut, mach´s gut Alter
Gruss
Ed
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