20.09.2004 Magdeburg, BöAus dem Osten in den Osten – Magdeburg, wir kommen. Und weil es neuer Trend ist, seinen Eintrag irgendwem oder irgendwas zu widmen, geht meine heutige Arbeit an die Dumpf- und Plattheit. Dadurch spare ich mir immerhin Erklärungen für blöde Wortspiele – die sind dann ja dem Oberziel geschuldet. Also los... Um gleich allen Besserwessi-Anfeindungen das Wasser abzugraben: Ich mag-deburg! Die Leute sind cool (auch wenn leider wieder ein Sachsen-Unhold es nicht lassen konnte, ein paar Schwälle Landser-Scheisse über die Massen zu jagen), das Hotel ist schön und die Innenstadt hat ebenfalls gute Momente. Könnte ja alles super sein... Aber leider Gottes waren gestern nicht weit von hier zwei Wahlen, die den demokratischen Reinigungsprozess wieder mal um 10 Jahre zurück werfen. Leute, wie kann das sein, wie kann das geh´n, dass die NPD in Sachsen genausoviele Stimmen bekommt wie die SPD? Klar, eine Demokratie muss das aushalten und dass viele Menschen ob ausbleibender „blühender Landschaften“ und allgegenwärtigen sozialen Problemen sich nicht mehr auf die Volksparteien verlassen wollen, ist nachvollziehbar – aber sich dann in die Fänge von diesen Strauch- und Eierdieben zu begeben? Unser Magdeburger „local hero“ Otto von Guericke hat sich seine Meriten einstmals in der Vakuum-Forschung erworben – würde er das Ergebnis von gestern kennen, er würde seine Studien nach Sachsen verlegen. Fast 10% für die NPD, da ist Vakuumpotenzial ohne Ende. Glücklicherweise bedeuten 10% ja immernoch, dass 90% der Wähler nicht rechtsfaschistisch gewählt haben und wenn man dann noch von einer Wahlbeteiligung von 60% ausgeht haben nur noch 5% aller Sachsen ein Herz für die NPD, aber die Braunen in unseren Landtagen sind ein schlimmes Bild. Genug der Politik, zurück zum Feuilleton! Mindestens genauso blöd wie die NPD-Wähler waren nämlich Axel, Eddy und ich, weil wir wider besseren Wissens auf Teufel komm raus nicht etwa in Hellboy, sondern tatsächlich in „Riddick – Chroniken eines Kriegers“ gegangen sind. Zwar mit der wagen Hoffnung, dass der so scheisse ist, dass er auf irgendeine Art und Weise wieder geil ist. Und was war? Der beschissenste Film seit mindestens 5 Jahren. Und hey, ich kann mir da ein Urteil erlauben – ich habe „Starship Troopers“ gesehen! Nur leider war er auf eine ziemlich penetrante Weise daneben und ich bin glaube ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Kino eingeschlafen – nur leider zu früh wieder aufgewacht. Naja, kann man nichts machen. Ansonsten haben wir eh viel zu wenig geschlafen in den 4 Tagen Berlin. Jeden Abend nach dem Konzert Veranstaltung bis in die frühen Morgenstunden – mal mit Stephan und Pe, mal ohne die Band. Janz schön anstrengend, wa? Vorgestern hatte zu allem Überfluss noch der Micha Mainx Geburtstag (27 oder so, keine Ahnung...). Klar, dass das mehrfach angemessen begossen werden musste – im kleinen Kreis natürlich und auch ohne Ausfälle. Ist ja schließlich keine Rock´n´Roll-Tour hier. Und Sonntagmorgen ging auch noch um 8 Uhr in der Früh – 2 Stunden nach Heimkommen – das Humpa-Programm anlässlich des Weltkindertags direkt vor dem Hotel los. 800 Halbwüchsige und 4 Hüpfkapellen, die für dieses Booking ihr Management zu Recht hassen. Nervig! Alles in allem aber alle alles gut überstanden, alle noch dabei, keine Ausfälle. Alles verdammt professionell, soviel ist mal klar. Oh, apropos Ausfälle! Einen kleinen gab´s dann doch, allerdings bei den Wonderfools. Joey erzählte mir, dass die Jungs am Freitag nach der Show noch einen „kleine“ Absacker zu sich nehmen wollten. Und da sie es aus ihrer dunklen Heimat gewohnt seien, dass dort die Kneipen um 3 schliessen und sie dann raus geschmissen werden, sind sie auch in Berlin einfach sitzen geblieben – und haben sich um 7 gewundert, dass sie immernoch sitzen dürfen. Auf jeden Fall sind Joey, Mags, Chris und Thomas in den frühen Morgenstunden gen Bus gezuckelt, allerdings ohne Bassist Zugly, der irgendwie was am Laufen hatte und auf keinen Fall mitwollte. Zwei Stunden später klingelt im Bus ein Handy. Dran: 2 nette Polizisten, die Zugly ohne Geld und hilflos aufgegriffen haben und nicht wussten, wo hin mit ihm. Unglücklicherweise versteht der arme Kerl kein Deutsch und um den Beamten begreiflich zu machen, dass er zur Onkelz-Tour gehört und zur Halle zurück muss, hat er ihnen einfach „Auf gute Freunde“ vorgesungen bzw. das, was er dafür hielt. „Auf gute Freunde... brabbel brabbel“. Da der Beamtenapparat in Deutschland total onklifiziert ist, war die eine von den zwei Onkelzfan. Welch wunderbare Fügung des Schicksals! Selbstverständlich wusste sie, wo die Onkelz gastieren und so haben sie Zugly ordnungsgemäß abgeliefert. Welch eine wunderbare Geschichte... Und die Moral von der Geschicht? Erstens: Wenn du Stress mit der Polizei hast: Stimm ein Onkelz-Liedchen an und alles wird gut! Zweitens: Wenn du irgendwo einen orientierungslosen, sturzbetrunkenen Ausländer siehst, der versucht Onkelz-Lieder zu singen, hat er entweder Ärger mit der Staatsmacht oder er ist einer von der Vorband. Sei also nett zu ihm und biete ihm Heimstatt. Er wird es dir danken! Aber zu heute! Auf dem Weg vom Hotel zur Halle mussten wir zwar nicht über sieben, aber immerhin noch über drei Brücken – einmal über die Elbe, einmal über die Zollelbe und zu guter Letzt über die Altelbe. So viele Elben hab ich zuletzt in Herr der Ringe 3 gesehen. 2002 war Magdeburg die Mägde(hoch)burg der Tour. So viele Mädels hatte ich bis dato noch nie auf einem Onkelz-Gig gesehen. Und fast alle bewehrt mit diesen Kreuzbandrisstretern mit einer Sohle von 35cm Höhe. Diesmal aber wieder klare Männerübermacht (nicht, dass ich es andersrum schlechter gefunden hätte). Die Bördelandhalle ist mit ihrer quadratischen Anlage praktisch und gut, mit den steilen aber nicht zu hohen großen Rängen geht es heute zu wie in einem Kessel. Sehr gute Voraussetzungen für eine bombige Atmosphäre! Bei den Wonderfools die fünfte sehr gute Show in Reihe und je mehr Leute ernsthaft zuhören, desto besser kommen sie an. Da kann man auch mal einen kleinen über den Durst trinken, solange es abends alle immer wieder heil auf die Bühne schaffen. Bei den Onkelz wurden die Magdeburger heute Zeugen eines Onkelz-Weltrekords (jaja, jede Show was Neues!): Der frühste Ansage-Verzocker aller Zeiten. Schon vor dem zweiten Lied, das ist eine Kunst. „Lieber kniend leben, als stehend sterben!“ Der Onkelz-Gang nach Canossa steht allerdings noch nicht bevor, war hoffentlich kein Freudscher Versprecher... Ansonsten wie immer eine... Ach, halt! Heute mache ich es mir mal einfach und stelle euch ein kleines Potpourri aus den Entsprechungen von „Heute wars mal wieder geil“ unserer bisherigen Tagebucheinträgen zusammen. Denn auch heute war „die „Crowd“ mal wieder der Wahnsinn. Wenn das jetzt noch 23 Mal so geht, dann Hut ab.“ (Kreuth), und „Gewohntes Bild bei den Onkelz. Euphorie bis zum Anschlag. Ab diesem Moment gibt es kein Halten mehr. Was für eine Welle von Emotionen dann los rollt und die Halle mit sich reißt ist kaum in Worten zu beschreiben.“ (München) „Wieder mal ein schöner Gig von einer topmotivierten und eingespielten Band. Besser geht´s kaum...“ (Saarbrücken) Und auch „heute ist es, wie kann es auch anders sein, wieder einmal außerordentlich geil.“ (Stuttgart). Sucht euch was aus! Trifft ja doch wieder irgendwie alles zu... Wieder mal „Wieder mal ´nen Tag verschenkt“ Abstimmung (heute zu Gunsten der neuen Version ausgefallen), dazu das inzwischen obligatorische „Mexico“-zigtausend Mann-Solo. Merchandiser David sagte während der Pause zwischen regulärem Set und Zugabeblock „Das ist ein Phänomen!“ Wie Recht du doch hast, mein Lieber. Immer und überall und jedesmal! Pogo überall und so weit ich das von meinem Platz überblicken konnte, hat sich auch keiner ernsthaft weh getan, obwohl da echt ein paar schöne Schränke am Start waren. Oh, halt, zurück! Einmal wurde es doch etwas ernst, einen haben sie mit einer sauber blutenden Nase in die hinteren Reihen zurück geschickt. Das war nicht lustig, das war ein verdammt Ernst Mosch-Pit (okay, okay... So schlimm wars gar nicht, aber ich wollte ja doch schon nochmal den Ernst Mosch unterbringen. Seid froh, dass ich mir den Zusatz „und seine Bördeländer“ gespart habe...). Besonders interessant fand ich heute das Phänomen, das ich mal als „Pawlowscher Onkelzfan“ beschreibe. „Erinnerungen“ läuft und die ersten Zweihundert verlassen die Halle. Lernprozess: „Erinnerungen“ = raus. Aber leider nicht auf dieser Tour, sorry Leute. Ansonsten alles eitel Sonnenschein, fast keine Zwischenfälle und sogar Stephans Ansage, dass hoffentlich alle die Entscheidung der Band, das Ende einzuläuten, respektieren, wird angemessen beklatscht. Das war Gänsehaut pur! Natürlich auch heute keiner dabei, der auf seinem letzten Konzert war. Wenn wirklich keiner geflunkert hat, wird das nächstes Jahr – wie Kevin so treffend sagte – das „Woodstock in der Lausitz!“. Okay, so viel zu heute. Wer die Tour aufmerksam verfolgt wird gemerkt haben, das heute der Countdown begann. Nach heute nur noch 9 Konzerte dieses Jahr. Sachsen-Durchhalt kann ich da nur sagen... 15 Gigs schon vorbei, das zehrt natürlich an der Kraft – psychisch und physisch jeden einzelnen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das erst in Hamburg werden soll... Mir graut es jetzt schon! Nun gut, das war´s für heute. Wir hauen jetzt hier direkt ab und laden unseren Krempel vom Hotel aus hoch, die Band klatscht gerade noch ab, der Abspann läuft und die Hälfte der Bühne ist vermutlich schon abgebaut. Was mich aber schon irgendwie martert ist, dass in den nächsten Tagen hier weder ein Diarrhöe-, noch ein Inkontinenz-Kongress abgehalten wird, sonst hätte ich noch ein launiges „Sachsen-Einhalt“ unterbringen können. Egal, man kann nicht alles haben... See you in Bremen, Till rdelandhalle

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