Das Tourtagebuch von heute muss eigentlich schon gestern beginnen, denn irgendwie hab ich die ganze Nacht vom Tourtagebuchschreiben geträumt. Echt wahr, kein Scheiss. Ich müsste mal Sigmund Freud fragen, ob das an meiner totalen Identifikation mit dem Job oder einem überragenden Bedürfnis nach Urlaub liegt. Da mein Beitrag zu dieser Tour ja eigentlich nicht wirklich hart ist, führe ich es mal auf ersteres zurück. Auf jeden Fall flogen mir bestimmt 2, 3 Stunden lang die allerherrlichsten Phrasen durch den Kopf, so weit erinnere ich mich noch. Aber als ich heute morgen aufwachte, waren alle wie weg geblasen. Was hab ich mich geärgert... Schade, schade, schade... Tourtagebuch im Schlaf schreiben, dazu einfach „copy and paste“ den Teil zum Konzert vom Vortag eingefügt und fertig. Leider ist es doch auch wieder so leicht nicht getan, also heute wieder ran mit neuen, eigenen Ideen zur Gestaltung unserer kleinen Rubrik und Dokumentation des Tagesgeschehens. Aber bevor es heute richtig los geht, muss ich doch nochmal zu einem ordentlichen apologetischen Gegenschlag ausholen, denn mein partner in crime hat gestern noch ohne mein Wissen einige garstige Bemerkungen in seinen Oberhausen-Text eingepflegt, die ich so angeblich fallen gelassen hätte und die ich nur ungern unkommentiert stehen lassen würde. Von wegen „von der Evolution zugedachte Rolle hinter dem Herd“ und so weiter... Dass hier auch alles auf die Goldwaage gelegt wird. Mittlerweile muss man ja annehmen, dass ich ein sexistischer Pop-Schwuli wäre, aaaaaber nix da. Hey, ich achte die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, befürworte das Frauenwahlrecht und das Kinderkriegen könnte ich auch gut übernehmen. Alles kein Problem... Immerhin war ich derjenige, der sich bei dem verknappten Mannheim-Bericht für ein „infantiles Eingeschnapptheit“ anstelle eines „weibischen Eingeschnapptheit“ entschieden hat. Wenn sich irgendwelche Amazonen-Verbände schon ein Beschwerdeschreiben zurecht gebastelt haben, bitte immer her damit (Till@onkelz.de), ich werde es mit Freude an Herrn Hartsch weiterleiten, dessen Hirn diese seltsame Idee entspringt und die er mir so unschön in den Mund gelegt hat. Und bevor ich es vergesse: Der Ed hat mir heute seinen Beitrag zur Zersetzung der Wehrfähigkeit während seiner Bundeswehrzeit Anfang der Achtziger gebeichtet. Aber psst... Das ist ihm bestimmt unangenehm... So, damit sind wir dann quitt. Er hat die Veteranenverbände und ich die Amazonenvereinigungen am Hals. Fair ist fair... So, wo waren wir? Ach ja richtig, Saarbrücken. Saarland... Saarlandhalle... Der Saar-Anwohner scheint sich ziemlich viel auf seine Herkunft einzubilden. Ist aber auch eine sehr schöne Gegend, kann man nichts sagen. Die Halle selbst ist wie ein Überbleibsel aus ganz, ganz alten Zeiten (als Dieter Thomas Heck noch jung und... Naja, von 1970 halt oder so) und als ich rein komme, denke ich erstmal, dass ich im Großen Sitzungssaal des hessischen Landtags gelandet bin. Hier ist alles etwas kleiner und enger als sonst und so teilen wir uns hier mit Jürgen, dem technischen Leiter der Produktion und Wacken-Holger, der sich um die örtliche Durchführung kümmert, ein „Büro“ von geschätzten 8 Quadratmetern. Da auch die Ladewege etwas knapp bemessen sind, kann heute wieder nur die halbe Bühne aufgefahren werden. Das heisst halbe Pyrotürme und keine Finger. Besonders um die Hand finde ich es sehr schade. Wenn die Teile beim Intro hoch gehen, ist das mein absoluter Lieblingseffekt auf dieser Tour. Gottlob geben wir ja aber nichts auf Äusserlichkeiten, aber als ich auf dem Weg zur Bandgarderobe an einem Plakat vom „Schnuckenack Reinhardt Quintett“, einer vermutlich eher zweitklassigen Polka-Combo, die hier auf ihrer 78er-Tour zum Tanz aufgespielt hat, vorbeikomme, erschrecke ich doch ein wenig und mache mir Gedanken über mögliche Gemeinsamkeiten von „Böhse Onkelz“ und „Schnuckenack Reinhardt Quintett“. Ralf Werner vom B.O.S.C. macht ja seit Beginn der Tour zumindest in den deutschen Arenen mit einer bestimmten Anzahl an Mitgliedern mal wieder seine Backstageführungen und gerade heute gab es für die Glücklichen hautnah mitzuerleben, wie hektisch, eng und stressig es bei einer Produktion dieser Größenordnung zu geht. Sicherlich eine nicht eben uninteressante Sache, wenn man dabei war. So Alltag wird das auch bei den tourerfahrenen Mitarbeitern nie, denn jede Halle bietet immer wieder veränderte Anforderungen, auf die man sich einstellen muss, auch wenn das meiste im organisatorischen Bereich natürlich schon im Vorfeld abläuft. So, jetzt aber mal zum Konzert... „Unsere“ Wonderfools haben seit dem Pfand-Waterloo von München und Ulm wieder einen sehr guten Lauf und sind seit drei Gigs wieder mit sich und der Welt zufrieden. Auch heute gabs wieder deutlich mehr Mitklatscher und Zuhörer als Mittelfingerzeiger (Leute, wer sich nen Schal ums Handgelenk bindet, hat normalerweise sowieso kaum Kompetenzen im Rock´n´Roll-Zirkus) und die, die sich mal wieder nicht zu schade dazu waren, habens eh keine 45 Minuten ausgehalten. Am besten ab sofort immer so lange spielen, bis keiner mehr irgendeinen Finger zeigt. Das wäre mal ein Fingerzeig... (Grüße aus Kalau!) Gonzo sind die Jungs übrigens auch ans Herz gewachsen. Nachdem er ihnen ja schon Vollverköstigung ab Kreuth klar gemacht hat, hat er heute zusammen mit seiner Frau einen guten Teil des Sets von der Bühne aus mitverfolgt. Da die Ladebedingungen für die Trucker und die Hands hier verschärft sind und es bekanntlich direkt nach dem Konzert nach Stuttgart geht, fangen die Onkelz heute etwas früher als bei den bisherigen deutschen Gigs an. Allerdings keine Minute bevor die Eintracht fertig gekickt hat. Premiere sei Dank beeinflusst das Spielende in Frankfurt unmittelbar den Konzertanfang in Saarbrücken. Diese Anstoßzeiten in der zweiten Liga sind aber auch sehr unkonventionell. Fußball ist Samstagnachmittag, fertig! Wie beschrieben gibts hier nicht die Möglichkeit, die mittlerweile wohl schon bekannten Finger beim Intro einzusetzen und so gehts etwas weniger aufregend los, aber keinesfalls weniger euphorisch. Das Saarbriggener Publikum ist ja bekanntermaßen zu den begeisterungsfähigeren zu zählen und dementsprechend rappelts von der ersten Minute an ordentlich in der Kiste. Keine Gefangenen! Kevin hat sich übrigens dank seiner Leder-Stimmbänder seit der dritten Show auf einem verdammt hohen Niveau eingependelt. Dass er sich auf der Bühne auf seine Stimme verlassen kann, verschafft ihm natürlich automatisch die nötige Lockerheit, um auch darüber hinaus eine gute Show zu bieten, sei es durch vermehrte Witzchen, stage acting oder regelrechte Choreographien bei einzelnen Songs. Heute wird auch der Stephan Weiler von euch wieder ordentlich und angemessen abgefeiert, ohne den auf der Bühne gerade bei den atmosphärisch heraus ragenden Stücken wie „Nichts ist für die Ewigkeit“, „Wieder mal ´nen Tag verschenkt“ oder nicht zuletzt „Erinnerungen“ nicht viel gehen würde. So muss das sein. Die Jungs und Mädels, von denen 9/10 der Halle überhaupt nichts mitbekommen, die aber nichtsdestotrotz einen Wahnsinnsjob abliefern, möchte ich euch an dieser Stelle auch nochmal ins Bewusstsein rufen: Unsere Grabensecurity. Was die Abend für Abend leisten, kann man kaum hoch genug bewerten. Freundlich und hilfsbereit wenn möglich, resolut wenn nötig. Absolut unverzichtbar! Und die Jungs bekommen von den Vier heute wieder ordentlich zu tun, denn jede kleine Unterbrechung, jedes Solo wird genutzt, um euch total aus der Reserve zu locken. Dass die Setlist heute wieder komplett in rund 2 3/4 Stunden runter gezockt wird, ist ja Ehrensache. An jedem einzelnen Abend herrscht bisher Extase bis zum Umfallen und es kommen ja immerhin noch 15 Gigs. Wo soll das nur enden? (Ausser in Hamburg, jetzt mehr so sinnbildlich gesprochen...) Wieder mal ein schöner Gig von einer topmotivierten und eingespielten Band. Besser geht´s kaum... Ich räume das Feld bis Hannover, Till

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