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08.09.2004 Oberhausen, Zurück zum investigativen Journalismus. Nachdem Till Euch gestern ein paar gar nicht so uninteressante Fakten aufgetischt hat – Bühne am Anfang mit Vorhang, später nicht mehr – möchte ich heute lieber wieder von hinter, vor und zwischen eben dieser Bühne berichten. Habe ich schon erwähnt, dass wir hier ein echt gutes Essen serviert bekommen? Dass die gesamte Küchencrew immer und zu jeder Zeit nett, freundlich und zuvorkommend ist? Dann tue ich das hiermit. Das gleiche gilt für den Rest der Crew, der hier hinter der Bühne rum läuft. Auch wenn manchmal Dinge schief gehen und Thomas Hess öfter mal ein paar „Ansagen“ macht, so kann man doch nicht umhin, die Professionalität zu bewundern, mit der diese monströse 10-Truck Logistik bewältigt wird. Was ich ein wenig vermisse, ist die Nähe zur Band. Die wiederum wohnt meistens in irgendwelchen Five-Star-Absteigen, die eigentlich nicht so sehr viel mit Rock´n Roll zu tun haben, sondern eher an noble Seniorenheime mit barockem Spießerambiente erinnern. Gute Speisekarte, aber keinen Pornochannel. Wie gesagt, das nervt, dass man sich immer nur kurz vor der Show sieht, aber Till und ich müssen mobil sein und können nicht erst abends in der Halle auftauchen. Daher das eigene Auto. Das „Einchecken“ im Veranstaltungsort läuft immer gleich ab. Vorfahren mit dem Auto, alle guten Parkplätze sind bereits belegt. Das Reintragen von Pressekiste und mobilem Büro, alle guten Schreibtische sind bereits belegt. Das Anschließen von Laptop und Ladegeräten, alle guten Buchsen sind bereits belegt. Wer bringt uns online? Denn ich bin ehrlich gesagt zu doof dazu. Der Fluch des frühen Abiturs. TCP/IP, Modem und Remote Acess machen mich wahnsinnig. Warum geht der Scheiß nicht? Warum labern alle davon, wie leicht es ist, ins Internet zu kommen? Hier ist gar nichts leicht. Ich habe schon schlauere Leute als mich, nach 30min Marathonkonfiguration das Handtuch werfen sehen. „Hm, probier´s mal ohne die 0“, oder „geh´mal auf Blindwahl, also Freizeichen ignorieren...“ Ja, nee, ist klar. Warum leckt Ihr mich nicht einfach am Arsch mit Eurem Drecksinternet?
Heute ist Thomas Kupfer vom Rock Hard bei uns im Auto. Gut, gut, meine Generation, mein Alter. Zu zweit können wir dem Till und seinem fiesen Pop das Handwerk legen. Till hat mir heute gestanden, dass er Angst vor Pink hat. Die würde bestimmt beißen und treten und mit der Faust zuschlagen. Ob er vor Anastasia keine Angst hätte, habe ich ihn gefragt. Nee, sagte er, die würde jetzt nach ihrer Krebsoperation nur noch kleine Brötchen backen, die hätte jetzt nicht mehr so ein großes Maul und würde wieder die ihr von der Natur bestimmte Frauenrolle einnehmen, also lebensbejahend und gut gelaunt hinter dem Herd stehen. Aha!
Thomas Kupfer – Gott segne ihn – hat die neue Gluecifer dabei. Damit geht´s schon entschieden besser.
Gut, wo waren wir? Oberhausen? Schon wieder? Was heißt schon wieder? Das letzte mal in Oberhausen war doch während der Viva los Tioz Tour 1998. Dort kamen die Jungs bei der Zugabe in weißen Anzügen auf die Bühne. Ich erinnere mich genau. Da war die Welt noch in Ordnung, da sprach noch niemand vom Ende der Onkelz, da war meine Bio gerade ein Jahr alt und ich hatte Geld, Weiber und schnelle Autos. Nicht so wie jetzt: Audi A6 TDI (Leihwagen), Internetprobleme und eine ungewisse Zukunft. Wir haben eine Filmcrew dabei, die alles und jeden filmt, damit Ihr später einen lässigen Tourfilm 2004 zur Erinnerung habt. Ein Regisseur aus Berlin und dazu das bewährte Kamera/Ton Team Ravi und Micha, die uns schon seit dem „Dunkler Ort Making of...“ begleiten. Super die beiden! Das Filmteam filmt, was das Zeug hält, kann aber noch keine Killer-Backstage Szenen vorweisen, weil hinter dem eisernen Bandvorhang eine leicht unterkühlte Stimmung herrscht. Till und ich sind dem noch nicht ganz auf den Grund gegangen, haben aber unsere Vermutungen. Bei Gott, wir werden es ans Tageslicht zerren und wenn es berichtenswert ist, werden wir es berichten, früher oder später. Das sind wir unserem Ruf als Tourtagebuchschreiber schuldig.
Die König-Pilsener Arena ist ein fettes, rundes UFO mit steilen Rängen, ähnlich der Dortmunder Westfalenhalle oder der Baseler St. Jakob Halle. Ich mag Ränge. Ich mag es wenn sich die Fans bis an die Decke stapeln und man überall armschwingende und singende Onkelzbesessene sieht. Besser als zum Beispiel die Maimarkthalle von gestern abend, in der alle auf einer Stufe stehen und die hinteren Reihen gar nichts mehr sehen. Ich schreibe diese Zeilen schon vor dem Onkelzgig, so um 19:00 Uhr. Die Band ist gerade gekommen und zieht sich gleich zurück. Man hätte gerne das Spiel gegen Brasilien gesehen, aber daraus wird nix. Ich kann Euch ja an dieser Stelle informieren, wie es steht (macht wenig Sinn, oder?)
1:1 zur Halbzeit also und so wie es aussieht, versteckt sich die deutsche Elf keineswegs. Genauso wenig wie die Onkelz. Draußen höre ich „Schock-Non-Stop“ und irgendetwas wie: „...wir sind die Onkelz und reicher als Krösus...“ und „... Elfen, Mädchen und Matrosen...“ kann das sein? Die Köpi-Arena - ein Hexenkessel heute abend. Bin mal mit der Kamera durch´s Publikum gelaufen. Im hinteren Bereich wurde so hardcore gepogt, sah aus, als wenn die Jungs richtig Spaß hatten beim schubsen. Ich glaube am Lausitzring gehe ich auch pogen. Letztes Konzert, da kann man sich ruhig mal wehtun und etwas mit nach Hause nehmen und wenn´s nur ein blaues Auge ist. Vorne in der ersten Reihe steht eine kleine Oma, ca. in den frühen Siebzigern. Die kann kaum über die Barriere gucken und wird von einer etwas jüngeren Oma hinter ihr gestützt. Dahinter ein Zwerg, der gleich nach dem zweiten Song von der Secu gerettet werden muss. Die Oma steht noch nach dem 8 Song, während der Zwerg am Rand der Bühne auf ein Elefantenmädchen im BH trifft und zur Belustigung der kompletten Security und Toncrew mit ihren monströsen Titten spielt. Sensationelle Show.
Das Bühnendesign bedingt eine schlechte Sicht auf Pe, so dass es mir schwer fällt gute Fotowinkel zu finden. Beim ersten Song geht es noch, nach dem zweiten Song, wenn das Podest runter gefahren wird, ist es schwer. Auch habe ich Probleme die Trockeneisnebel speienden Finger während des Intros abzulichten. 7 mal probiert, 7mal Müllfotos geschossen. Mögt Ihr eigentlich lieber schwarz/weiß Fotos oder welche mit Sepia Ton oder die leicht grünlichen Teile im Nightshot Modus? Oder mögt Ihr den Solarize Effekt, wo die Farben voll explodieren oder geht Euch das alles auf den Sack und Ihr hättet am liebsten gar kein Tourtagebuch? Nur mal so rethorisch gefragt, denn im Grunde ist es mir ja eh egal :-)
Erzähl mir einer, was er will, der Ruhrpott geht halt richtig ab. Der konzentrierte Hool-Pool weiß schon, wie man ein Onkelzkonzert feiert. Das sieht man halt auch immer wieder in Dortmund, diese Konzerte sind einfach unschlagbar. Was uns zu Sub 7even bringt, die heute abend geschlossen zu Besuch gekommen sind und viel Spaß mit der neuen Show hatten. Wollten sich scheinbar schon mal schlau machen und ein paar Worte mit den Wonderfools sprechen, über deren Anlage sie in Dortmund abzockeln werden.
Die Emotionen beim letzten Song, fangen an, mich ein wenig aufzureiben. Mann, Mann, Mann da stehen Baumstämme von Männern mit Tränen in den Augen und reihenweise Mädchen, die hemmungslos drauflos weinen. Sogar Thomas Hess habe ich schon eine Träne wegdrücken sehen und auch Kevin muss beim letzten Lied erstmal schlucken bevor es los geht. Lange schaue ich mir das nicht mehr mit an...
Gut, anstatt jeden zweiten Song zu kommentieren, was mir schnell langweilig wird, lasse ich die Bilder für sich sprechen und kümmere mich derweil um die verdreckte Internetverbindung. Falls dieser Artikel also erst morgen nachmittag online stehen sollte, wisst Ihr ja, dass es nicht geklappt hat, wovon ich ausgehe.
Saarbrügge am 10ten überlasse ich dem Till und wir sehen bzw. lesen uns in Stuttgart wieder.
Leute macht´s gut, macht´s gut Leute!!
Gruss
Ed
Königs Pilsener Arena
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