03.09.2004 UUm mit einem flachen Wortspiel und gänzlich einfallslos zu eröffnen: In Ulm, um Ulm und um Ulm herum herrscht Ausnahmezustand! Und das, obwohl die Donauhalle für Onkelzverhältnisse echt winzig ist. 3500 Mann sind nichts und wenn man jemanden in München getroffen hat, kann man sich fast sicher sein, dass man sie hier wieder finden würde. Alles sehr überschaubar... Gestern war für den einen Teil der Crew nochmal ein Off-day in München. Die, die wirklich schaffen und dafür sorgen, dass ihr an jedem Konzerttag eine einwandfreie Show, also ein sicheres und unvergessliches Konzerterlebnis mit nach Hause nehmen könnt, schon direkt nach dem Gig in München nach Ulm gedüst sind. Das ist eigentlich wirklich nicht ganz fair, aber anders geht es eben leider nicht. Und solange das jeder von uns und euch richtig einzuschätzen weiss, ist es für die Jungs sicherlich okay. Heute bei uns im Auto wieder ähnliches Programm wie nach München. Nik Kamen mit „I promise myself“ – seine Nummer für die Unsterblichkeit – ein bisschen „The time of my life“ aus Dirty Dancing – die Älteren werden sich erinnern und dazwischen locker einen kleinen Walzer eingeflochten. Kam alles irgendwie garnicht an, nach 15 Jahren aktiver Teilnahme am Rock´n´Roll-Zirkus macht sich bei Eddy schon eine kleine aber deutliche Abstumpfung gegenüber catchy Melodien und lockeren Produktionen mit Synthesizer, Umhängkeyboard und Drumcomputer bemerkbar. Eigentlich schade drum... Naja, kommt vielleicht wieder. Aber wie er Didos „White Flag“ zerjault hat, war ganz große Kunst, der Saft schoss vor Lachen in die Tränenkanäle und zumindest ich war – trotz eigenen Mitsingens – einer Ohnmacht nahe. Aber nur soviel zu unseren Popexkursionen, jetzt ist wieder gnadenloser Rock angesagt. Als wir durch die Ulmer Innenstadt schlendern, ist schon alles voll mit Onkelzfans und die meisten davon sind ebenso voll wie oben genannte... Aber alles ruhig und freundlich. Am Kopf der Fußgängerzone stand übrigens früher mal das Geburtshaus von Albert Einstein. Ob er heute wohl auch Onkelzfan wäre? Vielleicht sind die Onkelz ja die zentrale Achse, um die sich Zeit und Raum angeblich bewegt? Man könnte fast den Eindruck gewinnen, wenn man sich mal anschaut, was diese Tour so abgeht... Just heute ist neben den Onkelz auch Dick Brave in der Stadt. Wir haben kurz gezögert, uns aber dann doch für die Onkelz entschieden... „Take good care of my baby“ verpasst, aber dafür „viel Alkohol, viel Frauen“ mitgenommen. Ist okay, denke ich! Bestimmt die Hälfte des Publikums erweckt den Anschein, dass das Onkelz-Konzert heute Abend vom Kultusministerium Baden-Württemberg zum Kernziel einer mehrtägigen Orientierungsfahrt zum Thema „Wie erziehe ich mein Kind zu einem mündigen Mitglied der Gesellschaft? – Phase Mittelstufe“ erhoben wurde und dementsprechend hordenweise junge Menschen hier am Start sind. Das Durchschnittsalter würde ich also mal mit rund 14 Jahren taxieren. Nicht, dass ich das uncool finde, aber man kann sich förmlich ausmalen, wie Horden von Muttis um die Ecke parken und auf den Anruf des Sohnemanns warten, der gerne abgeholt werden möchte. „Komm, ich kann dich doch noch bis vor die Tür fahren.“ „Nein Mama, ich kann da wirklich noch laufen!“ Einer hatte Glück und wurde von seiner Mutter noch am ersten Merchandisestand vor der Halle eingedeckt. „Los, kauf das Tour-Shirt schon hier!“ „Aber ich kann doch auch noch drin kaufen!“ „Ja, aber vielleicht klappt da was nicht und dann ärgerst du dich.“ „Na gut!“ „Und noch die Mütze dazu?“ „Nein, die hab ich schon!“, „Und der Aufnäher?“ „Nein Mama, ich will nichts mehr!“ „Hhhmmm... Na gut“. Einer hatte nen ganzen Kuchen beim Einlass dabei und ein anderer eine Trommel mit Gummibärchen... Aber Onkelz-Fan ist Onkelz-Fan und man kann ja jeden nur beglückwünschen, der so früh auf den entsprechenden Trichter kommt! Gerade erreicht mich eine top-secret Insidermeldung von unserem Informanten im Bandbus (Bandbetreuer Axel). Die Onkelz sind heute in einem Hotel untergebracht, das wohl mehr den Charme einer Ayurveda-Farm hat, denn den einer Rock´n´Roll-Absteige. Mit der Ankunft des Trosses hätte man das Durchschnittsalter auf unter 65 gedrückt und die Bushymne ist infolgedessen „Wir sind Kneippkurterroristen, schwerstens pensioniert. Wir haben ´nen Filzhut aufsitzen und die Bild-Zeitung nicht kapiert(???)!“. Ihr könnt euch vorstellen, was da los ist... Die Donauhalle selbst ist so flach und klein, dass heute fast Clubtourfeeling aufkommt. Der Graben zwischen Bühne und erster Reihe ist keine 2 Meter breit und die Bühnentechniker können heute nur das kleine Besteck auffahren, das heisst keine gewaltigen Pyrotürme und auch die Projektionen kommen nicht ganz so fett wie bisher und vermutlich auch den Rest der Tour. Ich will euch jetzt nicht groß mit Details langweilen, die Show war halt mal wieder geil, die Onkelz haben alles gegeben, besonders Gonzo hat seinen Status als Gitarrengott einmal mehr unterstrichen und ausgebaut. Riesenshow, aber nicht etwa auf Kosten der musikalischen Präzision, sondern beides auf höchstem Niveau vereint. Allerdings weiss ich nicht so recht, was ich von den Ulmern halten soll. Mal gehen sie ab ohne Ende, dann wieder etwas zurück haltender. Sehr wankelmütig – muss eine Sache der Mentalität sein. Wenn sie aber erstmal aus den Hüften gekommen sind, hat´s hier gescheppert ohne Ende. Allerdings gilt auch hier die Erkenntnis: Atmosphäre und Hallengröße sind zwei voneinander vollkommen unabhängige Dimensionen! Wäre es nicht so arrogant, würde ich fast sagen, dass die heutige Show im Reigen der bisherigen 5 nicht besonders heraus sticht. 9 von 10 Bands würden sich freuen, wenn bei ihren spektakulärsten Konzerten so eine Menge an „Ist das ein Wahnsinn“-Teilchen frei gesetzt werden würde, wie bei einer durchschnittlichen Onkelzshow. Mit diesen Parametern im Hinterkopf, kann man meinen Kommentar sicherlich besser einordnen. Die Onkelz setzen halt die Maßstäbe. Ich weiss, irgendwie ein wenig konfus, aber es war eine zwiespältige Geschichte heute. Also nochmal in aller Deutlichkeit: Meine volle Hochachtung, vor allem, wenn es hier richtig abging. Ihr werdet verstehen, was ich meine. Ach, bevor ich es vergesse: Für alle Freunde von „Für immer“ (mich eingeschlossen): Heute stand es wieder auf der Setlist, es ist also nicht vollkommen und endgültig aus dem Set geflogen. Tagesform abhängig, denn Kevin ist hier immer besonders gefordert. Apropos Kevin... Mittendrin „verurteilte“ der Sänger seine Mitmusiker zu einer längeren Jamsession, weil die Blase gedrückt hat. Die Ulmer wird´s gefreut haben! Also: So schön, schön war die Zeit... Zwar zum letzten Mal in Ulm, aber... Ach, haddemerschon, lassemerdess. Bis übermorgen in Basel! Till lm, Donauhalle

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